DIE SAKRAMENTE IN DER ORTHODOXEN KIRCHE:
Thomas Zmija v. Gojan
Im geistlichen Leben der orthodoxen Christen nehmen die Sakramente (griechisch: μυστήριον , slavisch: Таинство, lateinisch: sacramentum) einen einzigartig bedeutenden Platz ein. Die Sakramente werden in der orthodoxen Tradition Mysterien genannt. Sie sind heilige Handlungen der Kirche, das heißt, sie werden im Rahmen der Kirche und ihrer Gottesdienste vollzogen und gespendet und sind geistlich spürbare Vermittler des Heils. In ihnen wird durch sichtbare Zeichen und Handlungen die unsichtbare, ungeschaffene Gnade Gottes geschenkt, die von Sünden reinigt, die menschliche Natur heiligt und ihr Kraft auf dem Weg ins ewige Leben gibt.
Über die Frage, ob es außerhalb der orthodoxen Kirche, die die Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche Christi ist, Sakramente in dem Sinne geben kann, dass sie dem Empfangenden das in Christus gestiftete Heil vermitteln, gibt es in der orthodoxen Kirche keine einheitliche oder gar verbindliche Ansicht. Während die Einen außerhalb der orthodoxen Kirche vollzogene liturgische Handlungen nicht als Sakramente anerkennen und deshalb, zum Beispiel, die Taufe der Häretiker und Schismatiker nicht anerkennen, machen andere wiederum die Anerkennung zumindest der Taufe von der geistlichen Nähe zum Glauben und zum kirchlich-geistlichen Leben der christlichen Gruppierung zur Heiligen Orthodoxen Kirche abhängig, in der die Taufe gespendet wurde. Dies führt zum Beispiel dazu, dass Konvertiten zur Orthodoxie auf dem Heiligen Berg Athos durch den gleichzeitigen Empfang der Mysterien der Heiligen Taufe, der Heiligen Myronsalbung und der Göttlichen Eucharistie aufgenommen werden, während in der Diaspora und in orthodoxen Kirchen russischer Traditionsprägung eine solche Aufnahme in der Regel durch den Empfang von Heiliger Myronsalbung und Heiliger Kommunion erfolgt.
In der Orthodoxen Kirche werden mindestens sieben kirchliche Handlungen als Sakramente betrachtet:
1.: Taufe
2.: Myronsalbung (Firmung)
3.: Eucharistie
4.: Beichte (Buße)
5.: Priesterweihe
6.: Ehe
7.: Krankensalbung
Die sichtbare Seite der Sakramente sind die Materie und kirchlichen Symbolhandlungen, die bei ihrer Spendung verwendet werden, sowie die Worte, die ausgesprochen werden und die liturgischen Handlungen begleiten.
Die unsichtbare Seite ist die geheimnisvolle Spendung der Gnadengaben des Heiligen Geistes, die bei jedem Sakrament verschieden sind.
So wird:
– in der Heiligen Taufe der Mensch von Sünden gereinigt und zu einem neuen geistlichen Leben in Christus geboren;
– bei der Heiligen Myronsalbung werden dem gerade Getauften die Gaben des Heiligen Geistes gegeben, die für das Wachsen und die Stärkung des jungen Christen in seinem neuen Leben notwendig sind;
– in der Göttlichen Eucharistie empfängt der Gläubige den Wahren Leib und das Kostbare Blut Christi und wird so mit Christus vereinigt;
– in der Heiligen Beichte wird die Gnade zur Buße gegeben, die durch die Lossprechung durch den Priester, der nicht aus eigener Vollkommenheit, sondern an Christi statt handelt, von den nach der Taufe begangenen Sünden reinigt;
– in der Heiligen Handauflegung (Cheirotonie) oder Priesterweihe wird die sakramentale, priesterliche Gnade weitergegeben, die für die geistliche Wiedergeburt und die Erziehung der anderen Gläubigen durch Gebet, Verkündigung und Sakramente notwendig ist;
– in der Heiligen Krönung oder dem Ehesakrament empfängt der Christ die Gnade, die seinen Ehebund und die Geburt und Erziehung der Kinder heiligt;
– im Sakrament des Heiligen Öls oder der Krankensalbung wird die Gnade gegeben, die die Genesung von körperlichen Gebrechen durch die Heilung der seelischen Ursachen der leiblichen und seelischen Krankheiten ermöglicht, das heißt durch die Vergebung der Sünden, die in den Gebeten in diesem Sakrament erfleht wird.